Review< Zurück 18.03.2010
Von Christa Binder
„Der Motor des Films war nicht, eine Sekte zu demontieren, sondern meine Bewunderung für Meditation und David Lynch.“
Dem jungen Filmemacher David Sieveking mangelt es nach Abschluss der Filmhochschule an Inspiration. Einmal so erfolgreich zu sein wie sein großes Vorbild, David Lynch, das ist sein Traum, doch leider fehlen ihm dazu - wie er meint - die „Abgründe“.
Er reist nach Amerika, wo sein Idol David Lynch einen Vortrag zur Transzendentalen Meditation (TM) hält, Yoga Techniken, die der Lehre des großen Maharishi Mahesh Yogi entspringen und den Himmel auf Erden durch Erleuchtung versprechen. Unter dessen Anhängern finden sich Stars wie die Beatles, Donovan, Mia Farrow und eben auch David Lynch.
So begibt sich David Sieveking auf die Spuren des indischen Gurus und startet eine Ausbildung als TM-Schüler, die damit beginnt, mittels einer nicht unbeachtlichen Geldspende sein eigenes Mantra zu erhalten und durch Meditation zum „Yogischen Flieger“ zu werden.
Der Erfolgsgeschichte der TM nachspürend bringt ihn seine filmische Reise von Berlin über Hollywood bis in den Himalaya. Er hält Kontakt zu Lynch, sein Weg führt ihn zur TM Hauptzentrale sowie zu anderen Anhängern und sogar zur Beerdigungszeremonie des Maharishi. Doch Sieveking begegnet auch Aussteigern, die von finanziellem und psychischem Ruin berichten und er erkennt immer mehr, dass hinter den spirituellen Glaubenssätzen ein milliardenschweres Imperium steckt, das sich gegen ihn richtet, sobald zu bemerken ist, dass der Filmemacher dem Ganzen kritisch gegenüber steht.
Fünf Jahren Recherche bringen David Sieveking zu der scheinbar banalen Erkenntnis: „Der Weg ist das Ziel“ – auch ohne dem yogischen Fliegen mächtig geworden zu sein.
96 Minuten lang hat man die Möglichkeit, der spirituellen Reise Sievekings mit Spannung zu folgen um schließlich zu sehen, dass er seinen Weg und damit sich gefunden hat. Mit spitzer Klinge, feinem Humor, doch ohne manipulieren zu wollen oder je untergriffig zu werden, lässt David Sieveking dem Zuseher die Freiheit, sich seine eigene Meinung bezüglich des Glaubens an die Transzendentale Meditation zu bilden, wenn auch am Schluss bei jedem der selbe Eindruck entstehen dürfte.
Aus Sievekings Augen betrachtet man die Welt, eine fremde fernöstliche Kultur, und bekommt außerdem auch Einblick in sein Leben und die Beziehung zu seiner Freundin Marie Pohl. Die Darstellung dieser Beziehung ist in keinster Weise voyeuristisch, scheint jedoch ab und zu etwas zu sehr inszeniert im Vergleich zur übrigen Dokumentation.
Ein großes Lob gebührt auch dem Kammeramann Andrian Stähli, der den Film mit seinen Bildern bereichert.
Das Angebot an David Lynch, den Film bei seiner Uraufführung auf der Berlinale 2010 als Eröffnungsfilm der Reihe Panorama Dokumente zu sehen, schlug dieser aus. Mehr noch, nach Ablehnung Sievekings, seine Dokumentation von Lynch-Productions produzieren zu lassen, schaltete Lynch seine Anwälte ein und klagte den Jungregisseur.
Der Film wurde dennoch gezeigt und hat in Deutschland Anfang Mai seinen Kinostart. In Österreich läuft David wants to fly ab Herbst in unseren Kinos.
Auf die Frage, welche Erkenntnis ihm die Arbeit an dem Film gebracht hätte, meint David Sieveking lächelnd: „Nun, David Lynch und ich sind uns nicht näher gekommen. Vielleicht wird das ja noch.“
Angst hat er scheinbar wenig, denn überraschend verharmlosend ergänzt er: „Ich hoffe und denke, dass das öffentliche Interesse an diesem Film größer ist als die finanziellen Mittel der Lynch-Foundation und daher keine weiteren rechtlichen Schritte folgen werden“.
Zu wünschen ist es David Sieveking und dem gesamten Team, denen man zu dieser Arbeit gratulieren darf.
Meine Wertung: |
|
Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!